Erfreulicherweise hat sich schon sehr früh die Buchhandlung "Drachenwinkel" (www.drachenwinkel.de) in Dillingen-Diefflen für eine Lesung aus "Frostgras" interessiert. Ich hatte selbst dort einige Autorenlesungen besucht und ein bisschen von meinem neuen Jugendbuch erzählt, gefragt, ob Interesse bestünde, und wir wurden uns schnell einig, dass wir die Premiere gemeinsam durchziehen wollten. Dafür meinen Dank an Karsten Wolter und sein Team.
Dream team: Diana und Karsten Wolter vom Drachenwinkel
Dieses Mal handelt es sich nicht um einen witzigen Frauenroman, sondern um ein Jugendbuch, in dem es
tiefgründig wird. Drei junge Menschen müssen die Wahrheit über ihre eigene Vergangenheit herausfinden, was ihnen und ihren Eltern ziemlich viel abverlangt. Zur Thematik und zum Alter der
Protagonisten passte daher keine klassische Chormusik, sodass ich relativ früh beschloss, die Lesung nicht mit Musik zu untermalen. Stattdessen konnte ich meine liebe Kollegin Deana Zinßmeister
gewinnen, mit mir zur Auflockerung des Abends ein Gespräch unter Autorinnen zu führen, in dem die meist aufkommenden Fragen von Lesern geklärt werden sollten.
Und dann kam es doch anders. Kurzfristig meldete sich Florian Possinger vom SR Fernsehen bei mir mit der Anfrage, ob ich an einem Porträt über mich und mein neues Buch für den SR-Kulturspiegel
interessiert sei. Natürlich war ich interessiert! Wir trafen uns, Herr Possinger erklärte mir, wie er sich den Beitrag vorstellte, es wurde an einem Tag vor der Lesung gedreht, und - na ja,
"Musik bei der Lesung wäre schon toll!" Nach wie vor war ich der Meinung, dass klassischer Chorgesang zu "Frostgras" nicht passen würde. Aber ich habe ja einen Bekannten, der Musik macht. Zwar
kannte ich bis dahin nur wenig von seinem Repertoire, aber irgendwie war ich überzeugt, dass er und seine Stimme der Lesung eine besondere Note geben würden. Ich fragte also kurzerhand und
kurzfristig Toni Prinz, ob er für mich spielen und singen würde. Und obwohl ich ihn ziemlich überrumpelte mit meiner Anfrage, sagte er zu! Wie erstaunt war ich, als er mir seine Titelvorschläge
machte - sie passten ganz genau zu der Stimmung und der Thematik meines Romans. Ich wusste, das wird gut werden.
Dann war der Freitagabend da. Was zieht man eigentlich für so eine Lesung an, vor allem, wenn auch noch Fernsehaufnahmen gemacht werden? Ursprünglich hatte ich mir eher legere Kleidung
ausgesucht, aber dann änderte ich meine Meinung und entschied mich für den Klassiker. Schwarze Hose, schwarzes Top und eine helle Anzugjacke, zum Auflockern ein Halstuch. Boh, wie langweilig,
aber immerhin hatte ich so das Gefühl, weder over- noch underdressed zu
sein. Außerdem muss ich wohl langsam darauf achten, dass ich nicht auf allen offiziellen Fotos dieselben Kleider trage ...
Mein Lieblingsbild des Abends ... Warum wohl?
Am Tag vor der Lesung, nach den Aufnahmen in meinem Büro und in der windumtosten "Wildnis" rund um
meinen Wohnort, stand die Auswahl der Textpassagen. Ich weiß inzwischen, dass eine Buchseite ziemlich exakt zwei Minuten Lesen entspricht. Außerdem weiß ich, dass ZuhörerInnen nach etwa fünfzehn
Minuten ermüden. Also wählte ich mit diesen zeitlichen Vorgaben im Kopf meine Texte aus, strich, was überflüssig war, und sprang im Buch seitenweise vorwärts, wenn nötig. In "Frostgras" sind
viele Textstellen sehr emotional; sie haben mir beim Schreiben viel abverlangt und tun dies auch immer noch, wenn ich sie lese. Also beschloss ich, solche Stellen auszuwählen, bei denen ich nicht
befürchten musste, dass meine Stimme wegkippen könnte.
Ich stellte lesenderweise zunächst die Hauptperson des Buches, Julia, vor, und ließ den Hauptstrang
der Geschichte entstehen. Damit war die grundlegende Stimmung zutage getreten. Julia hatte das Notizbuch des geheimnisvollen Dunkelhaarigen gefunden, wodurch sich nach und nach ihr Leben ändern
würde. Toni Prinz unterstrich das Vorgelesene mit den beiden Songs "What a difference a day made" und "Heyhey mymy".
Toni Prinz mit der Gitarre
Dann ließ ich Julias Freund und ihre Mutter vor den Ohren der Zuschauer entstehen, und Paul durfte
berichten, was Julia für ihn bedeutet. Danach führte Deana Zinßmeister mit mir ein lockeres Gespräch über die Entstehung des Buches und seines Titels, über das Schreiben und das Leben, bevor wir
eine Pause machten. Ich selbst hatte mittlerweile die Kamera komplett ausgeblendet und bemerkte nicht mal mehr, wie der Kameramann vor mir in die Knie ging beziehungsweise mir beim Lesen ziemlich
dicht auf die Pelle rückte. Vermutlich ist es dieser Effekt, der in TV-Formaten wie "Die Geißens" und anderen dazu führt, dass man sich als Zuschauer nur noch erstaunt fragt, wie es kommt, dass
diese Menschen so viel Privates preisgeben. Das Ausblenden hat mir selbst jedenfalls dabei geholfen, Verkrampftheit abzulegen.
Nach der Pause bekamen Julia und Paul je eine Passage, in der sie zeigten, wie die Suche nach dem
Unbekannten ihr Leben veränderte. Toni Prinz spielte darauf die beiden Songs "Stormy weather" und "Time will say nothing". In der letzten Vorlese-Phase konnten die Zuhörer einen Traum von Julia
miterleben, der viele neue Fragen aufwarf, das Gedicht "Regenmeer und Frostgras", das für den Buchtitel ausschlaggebend war, und dann einen letzten Eintrag des Dunkelhaarigen in sein Notizbuch,
der Julias Aufgewühltsein noch einmal erklärte. Was die Geschichte für die Protagonisten noch bereithält, müssen die geneigten LeserInnen natürlich selbst
herausfinden.
Mir gelang es beim Lesen, mein Umfeld zu vergessen und mich wieder auf meine Geschichte einzulassen,
was es für mich zu einem gelungenen Event machte. In die von Toni vorgetragenen Songs ließ ich mich hineinfallen, und über Deana Zinßmeisters Fragen freute ich mich sehr, da sie sie mit dem
Hintergrund der erfahrenen Autorin stellte. Sie waren nicht abgesprochen, wie ich an dieser Stelle erwähnen möchte.
Bücher signieren unter dem wachsamen "Auge" der Kamera
Die Reaktionen der ZuhörerInnen auf meinen Vortrag, auf das Autorengespräch und den dargebrachten
Gesang hinterließen bei mir das wunderschöne Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Ich bin für den gelungenen Abend sehr dankbar - besonders Deana Zinßmeister, Toni Prinz, Florian Possinger und
dem Aufnahmeteam, Karsten und Diana Wolter mit Team, Winfried Hoffmann, der alles mit Fotos dokumentiert hat und das Copyright der Bilder in diesem Beitrag besitzt, meiner Freundin und Kollegin
Heike Schulz, die extra für die Lesung ins Saarland reiste, und natürlich meiner Familie, allen voran meinen Söhnen und meinem Mann.
Buchbloggerin Anika Arweiler
Florian Possinger (g.r.) erteilt Regieanweisungen
Trotz kühler Temperaturen sind viele Zuhörer gekommen und haben aufmerksam gelauscht. Zum Glück gab es Decken, in die wir uns einwickeln konnten.
Zur Lesung der passende Cocktail: Frostgras-Drink
... und Toni singt seine Lieder
Es war ein wunderschöner Abend, der mir wieder viel Freude gemacht hat. Danke an Sven da Ren, weil er zu dem Event im Eiscafé sofort bereit war, an Toni für die Liedbeiträge, und an alle, die kamen, dem Wetter trotzten und interessiert zuhörten.